Lungenkrebs
Diagnose Lungenkrebs
Es existieren derzeit noch keine Vorsorgeprogramme, wie sie bei anderen Krebsarten durch die gesetzlichen Krankenkassen angeboten werden. Allerdings weisen Studien zum Lungenkrebsscreening mittels Niedrig-Dosis-CT bei bestimmten Risikogruppen – vor allem Raucher – auf eine Verminderung der Sterblichkeit an Lungenkrebs hin. Wann diese Screening-Programme in Deutschland in großem Stil eingeführt werden, ist noch nicht ganz klar, man rechnet aber nicht vor 2026.
Auf jeden Fall ist es wichtig, aufmerksam auf seinen Körper zu achten und bei entsprechenden Symptomen seinen Arzt aufzusuchen. Dies gilt vor allem dann, wenn ein erhöhtes Risiko besteht, an Lungenkrebs zu erkranken. Als Risikofaktor Nummer 1 gilt das Rauchen. Bis zu 90% der Betroffenen mit Lungenkrebs sind aktuelle oder frühere Raucher. Zudem haben Personen, die beruflich mit krebserregenden Stoffen gearbeitet haben (z. B. Asbest, Arsen, Cadmium, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe u. a.) ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs.
Das geringste Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, haben Menschen, die nie geraucht haben. Mit dem Rauchen aufhören lohnt sich auf jeden Fall, denn nach einem Rauchstopp von 10-15 Jahren halbiert sich das Risiko schon, Lungenkrebs zu bekommen, und nach ca. 20 Jahren ist es auf dem Niveau eines Nie-Rauchers.
- anhaltender Husten bzw. ein lang bestehender Raucherhusten, der sich plötzlich ändert
- Atemnot
- Schmerzen im Brustkorb
- blutiger Auswurf beim Husten
- ungewollte Gewichtsabnahme
- Nachtschweiß
- allgemeine Abnahme der Leistungsfähigkeit, Schwächegefühl
- Brust-, Rücken- oder Knochenschmerzen
An diagnostischen Methoden kommen bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchung, Computertomografie, Magnetresonanztomografie und Ultraschalluntersuchungen (Sonografie) zum Einsatz. Oft wird auch eine PET-CT (Kombination aus Positronen-Emissionstomografie und Computertomografie) notwendig. Mit diesen Methoden kann die Tumorausdehnung und damit das Tumorstadium erfasst werden.
Eine wesentliche Bedeutung kommt auch der Lungenspiegelung (Bronchoskopie) zu. Dabei wird unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose ein biegsamer Schlauch über Mund oder Nase in die Luftröhre und bis in die Bronchien geschoben, um die Schleimhäute zu inspizieren. Zunehmend an Bedeutung hat im letzten Jahrzehnt der endobronchiale Ultraschall (EBUS) gewonnen, mit dem aus dem Atemweg heraus die Umgebung mittels Ultraschall untersucht werden kann. Sowohl bronchoskopisch als auch mittel EBUS werden dann Proben entnommen und an die Pathologie verschickt. Damit gelingt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Sicherung des Tumors.
Notwendig für die Therapieplanung, insbesondere wenn eine Operation vorgesehen ist, ist die Kenntnis des Leistungsvermögens des Patienten. Um abschätzen zu können, wie viel Lunge im Rahmen der Tumoroperation entfernt werden kann, werden Lungenfunktionstests und Belastungsuntersuchungen durchgeführt.
Lungenkrebs wird in Tumorstadien von Stadium I (ganz frühzeitige Erkrankung) bis Stadium IV (fortgeschrittene Erkrankung mit Streuherden – Metastasen in andere Organe) eingeteilt. Zudem erfolgt heute die Einteilung nach T-N-M-Kriterien. Das "T" steht dabei für die Größe und Ausdehnung des Ausgangstumors. Das "N" beschreibt die Zahl und Lokalisation von tumorbefallenen Lymphknotenstationen (N: latein für nodus = Knoten). Das "M" steht für Metastasen in andere Organe.
Für die Therapieplanung ist die genaue Kenntnis des Gewebetyps (Histologie) des Lungenkrebses notwendig, insbesondere da mit zunehmendem Kenntnisstand die Therapien individuell an den jeweiligen Tumortyp angepasst werden können. Man unterscheidet dabei kleinzellige von nicht-kleinzelligen Tumoren. Beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs hat sich die Abgrenzung von sogenannten Plattenepithelkarzinomen zu nicht-Plattenepithelkarzinomen als sinnvoll erwiesen. Bei letzteren sind am häufigsten Adenokarzinome und großzellige Tumore anzutreffen.
Die Festlegung des für den Patienten individuell günstigsten Therapieschemas erfolgt ausnahmslos im Rahmen einer Tumorkonferenz durch ein interdisziplinäres Ärzteteam.
Chemotherapie
Das Prinzip einer Chemotherapie beruht auf dem Einfluss von verschiedenen Substanzen auf Zellwachstum und -teilung. Welche Substanzen in welcher Situation die günstigste Wirkung auf den Tumor haben (mit vertretbarem Nebenwirkungsrisiko) wird vor Beginn der Chemotherapie ausführlich besprochen. Die Wirkstoffe können einzeln oder kombiniert verabreicht werden. Schnell wachsende Tumore können gut durch eine Chemotherapie angegriffen werden und auch Metastasen werden über den Blutkreislauf gut erreicht. Man spricht daher von einer systemischen Therapieform. Bei einer Chemotherapie werden die Medikamente (Zytostatika) in mehreren Einheiten bzw. Zyklen oral – in Form von Tabletten oder Kapseln – bzw. intravenös – mittels Spritze oder Tropf – verabreicht. Leider hat eine Chemotherapie auch Einfluss auf die wachsenden körpereignen Zellen wie die roten und weißen Blutkörperchen, Haarzellen, Schleimhautzellen z. B. im Magen-Darmtrakt. Auch auf andere Organsysteme wie Niere, Leber (als die Ausscheidungs- und Stoffwechselorgane), Haut und Nerven können sich die Chemotherapie-Substanzen auswirken. Deshalb gibt es zwischen den Zyklen Ruhepausen, um den gesunden Körperzellen Zeit zur Regeneration zu bieten.
Immuntherapie
Eine Immuntherapie soll bewirken, dass das körpereigene Immunsystem die Krebszellen bekämpft. Mittlerweile gibt es hier verschiedene Ansätze und Wirkmechanismen. Ein Beispiel für einen Immuntherapieansatz ist der Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren, einer Art von Antikörpern, die sich gezielt gegen "Bremsen" im Immunsystem richten, die medikamentös gelöst werden können und damit das Immunsystem aktiv gegen den Tumor vorgehen kann.
Operation
Sollte der Tumor keine oder nur einzelne Streuherde aufweisen, kommt als "heilende" Therapieoption eine Operation in Betracht, wenn zuvor ein zu großes operationsbedingtes Risiko ausgeschlossen wurde. Je nach Tumorausdehnung werden dabei ein oder zwei Lungenlappen entfernt, mitunter muss auch ein gesamter Lungenflügel entfernt werden. Bei einer Operation gilt die Devise: "so radikal wie nötig, so funktionsschonend wie möglich". Konnte der Tumor nicht komplett operativ entfernt werden, schließt sich meist eine Strahlentherapie an. Stellt sich nach der Operation bei der Gewebeuntersuchung heraus, dass auch Lymphknoten betroffen sind, folgt in der Regel eine Chemotherapie evtl. gefolgt von einer Immuntherapie, um die Heilungschancen zu verbessern.
Gerade in den letzten Jahren kommt zunehmend die „adjuvante“ Vorbehandlung mit Chemo/Immuntherapie-Kombinationen in den Fokus. Damit kann nicht selten eine deutliche Verkleinerung des Tumors erfolgen mit evtl. geringeren Operationsausmaßen. Die Prognose wird dadurch in vielen Fällen deutlich günstiger.
Strahlentherapie
Eine weitere lokale Therapiemöglichkeit stellt die Bestrahlung dar. Hierbei wird das Gewebe, welches bestrahlt wird, zerstört. Die Strahlenkonzentration wird dabei so gewählt, dass im Tumorgebiet fast die gesamte Strahlenwirkung auftritt und umgebendes Gewebe möglichst kaum durch die Strahlen beeinträchtigt wird. Die Option der Bestrahlung kann im Einzelfall auch im fortgeschrittenen Tumorstadium relevant werden. Es können beispielsweise Metastasen bestrahlt werden, um Schmerzen zu lindern. Dank mordernster Bestrahlungsgeräte (Linearbeschleuniger, Möglichkeiten der stereotaktischen Bestrahlung ausschließlich des Tumors unter Schonung des umgebenden Gewebes) ist diese Therapieform risikoarm und Nebenwirkungen fallen gering aus. Bestrahlt wird in mehreren Sitzungen, wobei jede einzelne nur wenige Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Oftmals kann die Strahlentherapie ambulant durchgeführt werden.
Für die Tumorarten ergeben sich verschiedene Therapiekonzepte:
Kleinzellige Tumore wachsen sehr schnell und bilden rasch Streuherde in andere Organe. Meist werden diese Tumoren daher erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt und eine Operation kommt nur selten in Betracht. Da die Tumorzellen sich allerdings rasch teilen, sind sie gegenüber einer Chemotherapie und Bestrahlung recht empfindlich. Die Hauptdomäne dieser Tumoren stellt die Chemotherapie in Kombination mit der Strahlentherapie dar. Im metastasierten Stadium wird heute die Chemotherapie mit Immuntherapie kombiniert.
Bei den Nicht-kleinzelligen Tumoren hängt die Therapieoption sehr vom Tumorstadium ab. In frühen Tumorstadien wird die Operation des Tumors angestrebt, nicht selten nach Vorbehandlung mit Chemo-Immuntherapie, gelegentlich aber auch mit Nachbehandlung in Form von Chemotherapie und/oder Bestrahlung. Im fortgeschrittenen Stadium hat die Chemo-/Immuntherapie immer mehr Vorrang, gelegentlich auch in Kombination mit einer Strahlentherapie. In metastasierten Stadien wird der Tumor auch immer auf molekulare Veränderungen untersucht, die zwar insgesamt nicht so häufig sind, aber wenn vorhanden eine gute Therapieoption darstellen können. Wie der jeweilige genaue Therapieplan aussieht und was bei den speziellen Therapiemaßnahmen zu erwarten ist, muss im Vorfeld ausführlich besprochen werden.
Im Verlauf der Erkrankung wird bei einigen Patienten allerdings auch die palliative Medizin vordergründig werden. Das bedeutet, dass man, auch wenn das Fortschreiten des Tumors nicht mehr ausreichend eingedämmt werden kann, Möglichkeiten hat, eventuelle Begleitsymptome der Erkrankung wie Atembeschwerden oder Schmerzen zu behandeln. Wichtig im gesamten Therapiekonzept ist auch eine ausreichende Ernährung und der Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit und damit der Lebensqualität.