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Blog des Heinrich-Braun-Klinikums

Akquise ausländischer Pflegekräfte – Chancen, Herausforderungen und Perspektiven

30.07.2025

Die Pflegebranche in Deutschland steht vor einer massiven Herausforderung: dem Mangel an qualifiziertem Fachpersonal. Dieser Mangel wird durch die demografische Entwicklung und die steigende Zahl älterer Menschen weiter verschärft. In Reaktion darauf haben viele Unternehmen, darunter auch das HBK, Programme zur Akquise ausländischer Pflegekräfte ins Leben gerufen.

Hintergrund des Pflegekräftemangels
Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen wächst aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung und der alternden Bevölkerung. In Deutschland wird die Zahl der Pflegebedürftigen Menschen bis 2060 auf rund 4,8 Millionen steigen. Gleichzeitig ist der Anteil der inländischen Pflegekräfte rückläufig. In der Folge spitzt sich der Pflegenotstand weiter zu, wodurch die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte zu einer zunehmend wichtigen Strategie wird. Zudem wurden seitens der Politik Vorgaben zu Pflegepersonaluntergrenzen und Pflegepersonalregelung auferlegt. Werden diese nicht beachtet oder erfüllt, folgen monetäre Sanktionen.

Akquise ausländischer Pflegekräfte
In den vergangenen Jahren hat die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte für das HBK zunehmend an Bedeutung gewonnen. So haben wir in den vergangenen zwei Jahren sechs sogenannter „Internationals“ erfolgreich beruflich gleichgestellt. Anfangs konzentrierte sich das Projekt mit der Unterstützung von Olta Xhepa und Michael Kamolz auf die Anwerbung von Pflegekräften aus Albanien. Inzwischen ist das Internationale Recruiting breiter aufgestellt und es konnten Mitarbeiter aus der Ukraine, Ghana, Mazedonien, Serbien und Bosnien akquiriert werden.
Kerstin Chmilecki und Christian Kiese bilden seit 2022 das Recruiting-Team der Pflegedirektion: „Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dem demografischen Wandel in den Pflegeteams entgegenzutreten“! Für die Akquise nutzt das Team mehrere Optionen:

  • Direktansprache und Direktkontakt: Über z.B. die Arbeitsagentur oder bereits in Deutschland lebende Pflegekräfte entsteht ein direkter Kontakt – dies ist in der Regel kostengünstig und häufig nachhaltig.  
  • Rekrutierungsagenturen: Spezialisierte Unternehmen und Agenturen rekrutieren gezielt im Ausland und vermitteln kostenpflichtig an uns.
  • Staatliche Programme und Fördermaßnahmen: Der deutsche Staat hat Programme wie das „Fachkräftezuwanderungsgesetz“ oder die „Blue Card“ eingeführt, um die Migration von qualifizierten Pflegekräften und deren Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern- dabei entstehen jedoch Anwerbungskosten.
Eigenes Engagement direkt im Ausland vor Ort – wie beispielsweise eine Kooperation mit einer Sprachschule in Albanien – scheiterte bisher an den komplizierten Rahmenbedingungen im Land.

Prozess der Anerkennung – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Fachkraft
Das Anerkennungsgesetz des Bundes ermöglicht es, bei Personen mit im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen diese auf Gleichwertigkeit prüfen zu lassen. Da Pflegeberufe in Deutschland reglementiert sind, ist eine staatliche Anerkennung erforderlich, um den Beruf ausüben zu dürfen. In der Regel sind viele ausländisch erworbene Berufsabschlüsse in der Pflege ein Bachelorabschluss in Deutschland gleichzusetzen. Dies bedeutet eine gute theoretische Ausbildung mit einem 6-monatigen Pflegepraktikum. In der praktischen Tätigkeit existieren demnach oftmals keine gefestigten Erfahrungen.
Nach der Akquise eines zukünftigen Mitarbeiters aus dem Ausland beginnt der entscheidende Teil des Prozesses: die Anerkennung der Qualifikationen durch die zuständigen Behörden sowie die Zustimmung der Ausländerbehörde zur Einreise. Dafür werden zunächst sämtliche relevanten Unterlagen in beglaubigter deutscher Übersetzung bei der Ausländerbehörde und beim Kommunalen Sozialverbund Sachsen (KSV) eingereicht. Dazu gehören Lebenslauf, Urkunden über Ausbildungs- und Studienabschlüsse, Ausweisdokumente sowie Vereinbarungen über Wohnung, Krankenkasse, Arbeitsvertrag und vieles mehr.
Diese Unterlagen sind essenziell, um die fachliche Eignung und die Identität der Bewerber nachzuweisen. Anschließend erfolgt die Prüfung durch die Ausländerbehörde. Diese stellt fest, ob die Einreise als qualifizierte Fachkraft nach den geltenden gesetzlichen Vorgaben möglich ist. Parallel dazu erfolgt die Antragstellung beim KSV Sachsen auf Gleichwertigkeit der ausländischen Ausbildung. Dieser bürokratische Vorgang dauert in Sachsen vier bis sechs Monate. Nach Prüfung erhält der Betreffende einen sogenannten Defizitbescheid. Hier werden die Unterschiede in der Ausbildung festgestellt und Maßnahmen zum Ausgleich beauflagt. Es gibt dann die Möglichkeit der Wahl zwischen einem Anpassungslehrgang (Wechsel der Stationen) und einer Kenntnisprüfung. „Bisher haben wir die Kenntnisprüfung präferiert, da dies zeitlich schneller zu erreichen ist und von Beginn an eine enge Bindung an die jeweilige Station aufgebaut werden kann. Allerdings sind mit der generalisierten Ausbildung und der Pflegeberufe-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PflA-PrV) die Defizitbescheide differenzierter und umfänglicher geworden“, erläutert Kerstin Chmilecki.
Dies bedeutet:
  • 3,5-monatiger Sprachkurs an 4 Tagen/Woche, somit stehen die Internationals nur 4 Tage im Monat der Station zur Verfügung
  • 6 Monate Pflegeausbildungskurs an 2 Tagen/Woche, mit 3 Tagen/Woche auf Station zur Vertiefung der theoretischen Kenntnisse in der Praxis
  • Prüfungstermine in Theorie und Praxis

Anpassungslehrgang und Vorbereitungskurs zur Kenntnissprüfung im Vergleich 
Bei beiden Varianten erfolgt die Theorie und Praxis im Wechsel
  • Anpassungslehrgang:
    • Theorie im Präsenzunterricht
    • Dauer richtet sich nach Defizitbescheid
    • mehrere Stationswechsel (lt. Defizitbescheid)
    • Abschlussprüfung: Prüfungsgespräch
 
  • Vorbereitungskurs zur Kenntnissprüfung:
    • Theorie (derzeit noch) online (erfordert hohe Lerndisziplin)
    • Dauer: i.d.R. 9,5 Monate
    • feste Heimatstation
    • Abschlussprüfung: Pflegeplanung, praktische und mündliche Prüfung

Herausforderungen bei unseren Internationals
  • Sprachbarrieren und Integration: Eine der größten Herausforderungen ist die Sprachbarriere. Pflegekräfte müssen in der Lage sein, die Bedürfnisse der Patienten zu verstehen und in Notfallsituationen klar zu kommunizieren. Daher sind Sprachkurse und Integrationsprogramme notwendig, um eine effektive Kommunikation sicherzustellen.
  • Anerkennung von Abschlüssen: Die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen ist ein langwieriger und komplizierter bürokratischer Hürdenlauf
  • Flexibilität: Internationals sind oft flexibel und ihnen bereitet es keine Schwierigkeiten, sich rasch und unkompliziert auch anders beruflich zu orientieren. Wenn es uns nicht gelingt, eine Bildung Vertrauen und Zugehörigkeit aufzubauen, waren viele Bemühungen mit dem Weggang der Fachkraft umsonst.
  • Kulturelle Anpassung: Pflegekräfte aus verschiedenen kulturellen Kontexten müssen sich an Arbeitsweise und gesellschaftliche Erwartungen in Deutschland anpassen. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen, wenn nicht ausreichend Schulungs- und Unterstützungsmöglichkeiten angeboten werden.

Was noch wichtig ist
Allein mit der Einreise nach Deutschland – Sachsen – Zwickau und dem Defizitbescheid ist es nicht getan. Da die Internationals vorerst als Hilfskräfte in der Pflege beschäftigt werden, wohnen Sie gemeinsam in vom HBK angemieteten Wohnungen. Fingerspitzengefühl und das Wissen um bestimmte Glaubensrichtungen sind hier wichtig, schließlich müssen alle eine Zeit zusammen auskommen. Zudem unterstützen wir bei dem Einrichten eines Bankkontos, der Krankenkassenmeldung, der Wohnortanmeldung bei der Stadt Zwickau und dem Kontakt mit der Ausländerbehörde. Auch das „Kümmern“ zur Kontaktaufnahme eines Hausarztes/Zahnarztes oder die Vermittlung von Vereinen zur Ausübung von Hobbys gehört zu den Aufgaben des Projektteams „Integration“. Um den Kontakt der Internationals untereinander zu fördern und gegenseitig von den jeweiligen Erfahrungen profitieren zu können, werden regelmäßig gemeinsame Aktivitäten organisiert wie z.B. eine Stadtführung, Spaziergänge am Schwanenteich in Zwickau oder ein gemeinsames Weihnachtsessen.

Perspektiven für die Zukunft
Derzeit betreuen wir 15 Internationals im Rahmen der Qualifikation, einige sind bereits mit dem Kurs über einen externen Online-Anbieter gestartet. Ab September 2025 wird die Qualifikationsmaßnahme mit einem neuen, qualitativ höheren Level an unserem Bildungszentrum starten. Die Betreuung der theoretischen Ausbildung wird ein neues Niveau mit Frontalunterricht einnehmen und mit Janine Bochmann wird die zentrale Praxisanleitung in einer Hand gebündelt. Somit wollen wir möglichst alle „Internationals“ erfolgreich für unser Unternehmen als Pflegekraft gewinnen und für unsere Region ein Zeichen setzen.
 

Fazit

Die Akquise ausländischer Pflegekräfte ist eine notwendige Maßnahme zur Bewältigung des Fachkräftemangels im Unternehmen. Sie bietet Chancen, den Pflegebedarf zu decken und die kulturelle Vielfalt zu fördern. Gleichzeitig stellt sie die beteiligten Akteure jedoch vor Herausforderungen in Bezug auf Integration, Anerkennung von Abschlüssen und Arbeitsbedingungen. Um die langfristige Stabilität der Pflegebranche zu gewährleisten, sind umfassende Anstrengungen in den Bereichen Sprachförderung, Anerkennung von Qualifikationen und Verbessrung der Arbeitsbedingungen erforderlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass ausländische Pflegekräfte einen nachhaltigen Beitrag zur Pflegeversorgung leisten können.

Gemeinsam erfolgreich – Rigers Haskurti jetzt examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger im HBK
Im September 2022 begann Rigers Haskurti seine Tätigkeit bei uns im HBK. Ein Schritt, dem eine intensive Vorbereitungszeit vorausging. Die Rekrutierung startete bereits Monate vor seiner Einreise und dem offiziellen Arbeitsbeginn. Nach Antragstellung beim KSV Sachsen erhielten wir einen Defizitbescheid. Herr Haskurti erhielt noch einen Defizitbescheid nach dem alten Krankenpflegegesetz. Gemeinsam entschieden wir uns für den Weg über die Kenntnisprüfung anstelle eines Anerkennungslehrgangs. Der Vorbereitungskurs startete im Dezember 2023 und lief bis zum 15. November 2024. Es folgten die Prüfungen: Am 5. Dezember 2024 schrieb Rigers Haskurti seine Pflegeplanung, am 6. Dezember absolvierte er erfolgreich die praktische Prüfung und am 9. Dezember schloss er mit der mündlichen Prüfung ab – ebenfalls mit Erfolg! Nach erfolgreichem Abschluss aller Prüfungsbestandteile konnten wir die Berufsurkunde beim KSV beantragen und freuen uns nun sehr, Rigers Haskurti offiziell als Gesundheits- und Krankenpfleger in unserem Team willkommen zu heißen. Wir danken Herrn Haskurti für sein Vertrauen, seine Ausdauer und die tolle Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten. Ein besonderer Dank geht außerdem an das Team der Geriatrie unter der Leitung von Pfleger Florian, der Herrn Haskurti während der Praxisphase hervorragend begleitet und in das Team integriert hat.
Diese Erfolgsgeschichte zeigt einmal mehr, wie wichtig Teamgeist, Geduld und gegenseitige Unterstützung bei der Integration internationaler Fachkräfte sind und wie sehr wir alle davon profitieren können.


Ansprechpartner

Pflegedirektion