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Neuigkeiten

Schonend und radikal zugleich: Bestrahlung der Leber mittels Brachytherapie

13.04.2016

Die Brachytherapie ist ein minimalinvasiver, komplexer Eingriff, der am Standort Zwickau des Heinrich-Braun-Klinikums vorwiegend bei Patienten mit Lebertumoren Anwendung findet. Mit der Spezialisierung auf die Brachytherapie gehört das HBK zu den wenigen führenden Einrichtungen Deutschlands, die diese Behandlung anbieten.

Vor eineinhalb Jahren war die Lebenserwartung von Günter Hoger gering, nachdem bei einer routinemäßigen Nierenuntersuchung ein circa zehn Zentimeter großer Tumor in seiner Leber entdeckt wurde. Heute ist von dem einst großen, bösartigen Krebsgeschwür nur noch harmloses Bindegewebe übrig – dank der Brachytherapie. Nach drei erfolgten Punktionen, um den Tumor zunächst von der Blutversorgung abzutrennen, sowie einer lokalen Chemotherapie, haben sich die Mediziner aufgrund der Größe des Tumors für die Brachytherapie-Behandlung entschieden. Vor allem bei Tumoren oder Metastasen, die größer als drei Zentimeter und damit nur schwer operativ behandelbar sind, besteht mit dieser Methode eine nicht nur lebensverlängernde, sondern sogar heilende Chance für Patienten. Dem heute 76-Jährigen geht es sehr gut: „Ich habe die Eingriffe gut vertragen und musste nach der Behandlung nur knapp eine Woche im Krankenhaus bleiben.“ Das Ergebnis wird vierteljährlich mittels Magnetresonanztomografie (MRT) kontrolliert.

Die Brachytherapie wurde am HBK bereits über 40 Mal durchgeführt. Dabei ermöglichen im Körper platzierte Katheter, dass radioaktive Strahlen in hohen Dosen gezielt auf das erkrankte Gewebe gelenkt werden. „Diese wirkungsvolle Methode zur Behandlung von Tumoren oder Metastasen ermöglicht eine hoch dosierte lokalisierte Bestrahlung. Die radioaktive Strahlenquelle wird als sogenannte Kurzdistanztherapie mittels „Afterloading“-Verfahren direkt im Tumor platziert. Das gesunde, umgebende Gewebe sowie angrenzende Organe erfahren so nur eine minimale Strahlenbelastung“, erklärt Dipl.-Med. Jörg Stöltzner, verantwortlicher Strahlentherapeut für die Brachytherapie der Leber. In den neuen Bundesländern wenden dieses Verfahren neben dem Zwickauer Klinikum nur das Universitätsklinikum Magdeburg und die Charité in Berlin an.

„Der Eingriff ist sehr zeit- und personalintensiv und kann nur durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Radiologen, Strahlentherapeuten und Medizinphysikern sowie das Vorhalten von Computertomografen (CT) und Strahlenquelle erfolgen“, erklärt Dr. Ing. Jürgen Sochurek, leitender Medizinphysiker der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. Je nach Lage, Größe und Aggressivität des Tumors kann ein Eingriff bis zu fünf Stunden dauern. „Im Gegensatz zu anderen strahlentherapeutischen Verfahren erfolgt bei der Leber-Brachytherapie meist nur eine einmalige Bestrahlungsbehandlung. Der Therapieerfolg ist sehr hoch. Das Risiko einer Schädigung des gesunden Gewebes und der umliegenden Organe ist minimal, wodurch die Chance auf Heilung und der Erhalt der Organfunktion vergrößert werden. Auch das Nebenwirkungsrisiko ist deutlich geringer als bei anderen Methoden“, fasst der Physiker die Vorteile für Patienten zusammen.

Der Eingriff im Detail
In einem ersten Schritt werden mittels CT-Kontrolle Schleusen (kleine Schläuche) im Tumor-Gewebe eingesetzt, die später die Zugänge für die Strahlenquellen bilden. Ein echtes Handwerk: jede einzelne Schleuse – je nach Größe des Tumors werden unterschiedlich viele benötigt – wird manuell von Dr. med. Jörg Thalwitzer, leitender Arzt Interventionen, gelegt. „Eine besondere Herausforderung ist die präzise Platzierung im Zielgebiet, ohne dabei umliegendes Gewebe oder Organe zu verletzen“, erklärt der Mediziner. Vorteil dieser Schleusen ist, dass die Strahlenquelle darüber ihre genaue Position in Bezug auf den Tumor beibehält, auch wenn sich der Patient oder der Tumor durch die Atmung bewegt. Das „Spicken“, wie das Einsetzen der Schleusen genannt wird, ist für den Patienten besonders schonend und gut verträglich: Die Schleusen werden vom CT dargestellt und so kontrolliert unter Vollnarkose in den Körper eingeführt. Es sind keine großen Schnitte nötig, weshalb nur ein kurzer stationärer Aufenthalt mit der Behandlung verbunden ist. Die präzise Bildsteuerung und
-kontrolle ermöglichen einen effektiven Eingriff bei gleichzeitig hoher Patientensicherheit. Ein Team, bestehend aus Strahlentherapeuten, Radiologen, Medizinphysikern, Anästhesisten und Pflegekräften überwachen dabei den gesamten Verlauf.

Im nächsten Schritt planen Strahlentherapeuten und Medizinphysiker die Bestrahlung. Dabei wird individuell die optimale Dosisverteilung im Tumorgewebe bei maximaler Schonung benachbarter Risikoorgane, wie zum Beispiel Dünn- und Dickdarm, Gallenblase, Nieren und das gesunde Lebergewebe selbst, bestimmt. Anschließend werden die aus dem Körper ragenden Katheter an ein Bestrahlungsgerät (Afterloader) angeschlossen, durch das automatisiert eine Strahlenquelle in den Tumor eingefahren wird. Die Punktquelle wird in Millimeterschritten bewegt und gibt für die berechneten Standpositionen durch variierende Aufenthaltszeiten die benötigte Strahlendosis ab.


Ansprechpartner

Unternehmenskommunikation, Telefon: 0375 51-2470